Mittwoch, 6. November 2024

Vürnehm geht die Welt zugrunde

Gegen das Schwarz-Weiß-Denken, 2006. 6., Öl auf Leinen
 
 
 
 
 
  
2016 6, Hinterfragen, Öl auf Leinwand
Das hat meine Omi immer gesagt 
und ja, ich weiß, es heißt „vornehm“ 
aber meine Omi wollte der Vornehmheit 
ein i-Tüpfelchen aufsetzen. 

Wenn man jetzt nach Amerika blickt, 
kann man sich des Gedankens nicht 
erwehren, dass die Welt wohl nicht  
vornehm zu Grunde gehen wird. 
Es ist auch nicht sicher, dass, 
wenn wir zu Grunde gehen, 
die Welt gleich mitgeht. 
Aber das nur am Rande. 
Ich denke die Menschheit dürfte 
sich gegenseitig durch Dummheit 
vernichten:
„Wir sind dumm,Wir rennen alle um“
(Hab ich vielleicht schon einmal zitiert, 
ein Kinderspruch aus meiner Kindheit.)
 
Weil Menschen sich wünschen, 
dass, was schwierig ist,
einfach sei, 
wählen sie einen 
Lügner und Quatschkopf
 
den Quatschkopp im schlechtesten Sinne.
 
Es wird nicht helfen.

Sonntag, 13. Oktober 2024

kellnern oder künstlern

Aquarell, Mangoschorle, gegrillter Mais und polnisches Emaillekännchen 

Vor einigen Wochen habe ich von einem Gast ein so tolles Kompliment für meine Arbeit bekommen, dass mir sofort einfiel, wie schwierig es ist, diese Anerkennung im Bereiche der Kunst zu kriegen. Besonders auch von Kollegen. Und so habe ich für mich ein paar Vergleiche gezogen. 
 
ab und wann gelingen mir....
Durch den Mindestlohn hat man natürlich grundsätzlich eine bessere Grundlage in der Gastronomie, als früher.  Man bekommt einen richtigen Stundenlohn. 
Als Künstler muss man darauf hoffen, dass sich die Arbeit irgendwann bezahlt macht. Wenn man sein Leben mit Kunstnahem, wie Kunsthandwerk sichern will, passiert es nicht selten, dass Kunden den Preis drücken wollen. Ganz besonders jene, deren Portemonnaie so schwer ist, dass es Druckstellen hinterlässt.  
Ein Gast aber in Café oder Restaurant kommt eher nicht auf die Idee, nachzufragen, ob der Kaffee oder das Gericht auch für den halben Preis zu haben ist. 
 
 
Als Künstler hilft es, wenn man sehr beseelt von seiner Kunst ist, um 
an der "Begeisterung" der Kundschaft für Kunst nicht zu verzweifeln.
 
....ein paar Ausflüge in diese meine andere Welt

 
Vieles ist deswegen jetzt auch richtig: Ich arbeite und bekomme dafür direkt Geld, bin in Kommunikation, die der Input auch für meine künstlerische Arbeit sein könnte. Und tue das sehr gerne mit meinen tollen Kollegen, zusammen in der Gastronomie.
Aber es fällt dann doch irgendwann spürbar auf (und irgendwann ist JETZT):
 
Mir fehlt meine künstlerische Arbeit.
 


Mittwoch, 24. Juli 2024

Urlaub

Eindruck vom Café EUROPA am Liston, Kerkyra. hier waren wir immer zum Eingewöhnen
 

Während mein Arbeitsplatz, die Tapasbar in der ich arbeite, Urlaub machte, bin auch ich in Urlaub gefahren. Ich hatte sehr große Sehnsucht nach trockener, südeuropäischer Hitze, aber auch nach der Insel meines Mannes. Und dann hab ich das gemacht. Nicht nur, dass ich unser jährliches Reise-Zuhause, gegeben durch den familiären Hintergrund meines Mannes, besuchen wollte, außerdem wollte ich testen, ob es stimmt, dass ich für Reisen mit mir allein nicht geeignet bin.
Also bin ich dahin gefahren. 
Und das war in vielerlei Hinsicht sehr gut. Ich hatte meine Buntstifte und meine Aquarellkästen mitgenommen, weil mir meine künstlerische Arbeit in den letzten zwei Jahren doch etwas zu kurz gekommen ist und festgestellt, dass ich damit tatsächlich etwas anstellen kann. Mein Gepäck war ganz schön schwer, von Buntstiften und Papier. 
 
Was ich gelernt habe: 
die Buntstifte müssen nicht mit. 

 
 
 
 
 
Des weiteren bin ich mit 
meinen Arbeiten 
überraschend zufrieden.  
Besonders größenwahnsinnig 
bin ich nämlich nicht in Bezug 
auf meine Aquarellmalerei. 
Obwohl „meine Aquarellmalerei“, 
das klingt auch
schon etwas  
großartig

Wahr ist, dass ich nicht geeignet bin, allein zu reisen. Aber in diesem Fall war es sehr gut, es getan zu haben. Ich hatte mir schon gedacht, dass es noch ein Abschied werden würde. Und so war es. 
Wenn mich nicht irgendjemand überredet, mit ihm nach Corfu zu reisen, komme ich nicht mehr dorthin. 
 
Mein Mann und ich, wir hatten gute Zeiten dort und so habe ich sehr schöne Erinnerungen. Wie kostbar, sie zu haben.



Sonntag, 16. Juni 2024

Gut aussehen

 


Als ich gestern Abend nach Hause komme, finde ich eine Ansammlung von blau vor. 
Blau die Stunde, blau die Tasse, die Serviette, Adressbuch, Streichholzschachtel uuund Brillenputztuch. 
Wir sind alle auf´s Visuelle gepolt. Und es gibt viele interessante und schöne Blickwinkel und Augenmerke. Hinschauen ist schon auch richtig, finde ich.
 
Wenn ich mit der Tram nach Bremen reinfahre, komme ich an (ich weiß es gar nicht genau, einem Fitness- studio?) vorbei. Außen die fette Werbung:      GUT AUSSEHEN.
In meiner Kindheit spielte der Satz 
"was sollen die Nachbarn denn denken, wie sieht das denn aus?" eine wichtige Rolle. 
Kämm dir die Haare, schnür dir die Schuh, du bist schief gewickelt, falsch geknöpft, was sollen die Nachbarn denken.
Auch damals sollte es vor allen Dingen gut aussehen
 
Nicht wenige Männer, die ihre Frauen schlagen achten darauf, dass das Gesicht nichts abbekommt. 
 
Gut aussehen, wobei hilft das? Macht mich das tüchtiger? Kann ich mit einem optimierten Körper, einem operierten Gesicht klügere Entscheidungen treffen? 
Bin ich ein besserer Mensch? 
 
Leider geht uns diese Übervisualisierung 
alle etwas an. 
 
Gut auszusehen ist ein Schutz, 
macht uns unangreifbar, so hoffen wir.

 
Dem ganzen blauen, zufälligen Arrangement ist es dagegen ganz und gar egal, dass ich mich daran freue.



Und völlig anderes Thema: Manchmal finde ich es schade, dass ich mich nicht einfach an die Scheibe setzen kann und Dinge (wie z.B. Tassen) nacharbeiten kann. 
Aber erstens keine Werkstatt und zweitens keine Zeit. 

Freitag, 31. Mai 2024

Nostalgia

 

 

Hab  dieses kleine Übertöpfchen

in unserer Straße gefunden. 
 
Keramik aus Italien. 
 
Ich würde sagen, meine Omi 
 
hätte sowas mitgebracht.


In vielen Haushalten von Frauen, die jetzt 120 Jahre alt wären, gab es diese Art italienischer Keramik. Ich hab es mitgenommen, weil ich es traurig fand, annehmen zu müssen, dass niemand einschätzen kann, wo es herkommt und was es für einen Wert hat. Hier habe ich es neben einer Keramik von mir stehen, die auch aus Steingut ist. 
 
Das Töpfchen von der Straße, beherbergt jetzt ein Sedum, welches noch was werden soll. 
 
 
Und in meiner Keramik, soll auch das Basilikum was werden, für den Hausgebrauch. 



Sonntag, 5. Mai 2024

Verblüffend

  


Es gibt ja den Satz: 

"verarschen kann ich mich selber." 

Ich glaube nicht, dass das stimmt. 
Aber man kann sich selber verblüffen. 
Das ist mir gestern passiert. 
Irgendwo in meinem Hinterkopf 
hat sich selbstständig gedacht, 
dass da! neben meinem Schrank 
noch Platz für ein Regal ist. 
Worauf man gemaltes besser 
und sicherer parken kann.


Weil jemand etwas in einem Möbelgeschäft besorgen wollte, dachte ich, ich müsste mir das Regal praktischerweise mitbestellen. Aber dann fiel mir ein: unten im Keller ist ein Regal, dass ich abschneiden müsste, damit es unter die niedrige Decke passen würde. Im Keller also passt es nicht. Passt es hier? 
Das passt.

Und was habe ich zu meiner eigenen Verwunderung gemacht? 

Obwohl ich eigentlich überhaupt keine Lust, zu gar nichts hatte?  
Ich hab es aufgebaut und in die Ecke geschoben. Jetzt sieht man noch besser: Es sind doch einige Bilder da. Fast wohl zuviele. Oder bestimmt zuviele. 
Es wäre genau der richtige Zeitpunkt um entdeckt zu werden. 😂  

Aber man kann die Bilder mal auspacken oder auch verpackt lassen.


Auspacken sieht vielleicht hübscher aus. Bleiben sie verpackt sind sie vielleicht besser konserviert?!? Oh da machen sich weite Felder für Überlegungen auf. Jedenfalls ist jetzt wieder etwas mehr Raum in meinem Arbeitszimmer.

Atelier 

in dem man auch schlafen kann.

Samstag, 6. April 2024

Wer wird siegen?


Schwangerentorso aus 1989 

Wird es die Natur oder die Kultur sein?
Mitten in einer Stadt, in einem kleinen Hinterhof macht sich das Hasenglöckchen über jede freie Minute im Beet her. 
Seit ich hier bin, habe ich den Beeten immerhin etwas Pflege angedeihen lassen. Aber in der Haupsache war ich mit dem Wohnlichmachen des Hauses beschäftigt.
Wir hatten den Winter mit wieder viel Regen. 
Jetzt kommt langsam der Frühling und da wo ich nichts gemacht habe, sprudeln die Pflanzen förmlich aus dem Boden.

Jetzt habe ich eine Hasenglöckchenschwem
me. Das Hasenglöckchen ist ein wirklich hübscher Zwiebelblüher, hier bei mir aber aufsässig wie Brennessel.
Wenn man sich so anschaut, was in der Welt geschehen ist oder geschieht, dann kann man sich ernstlich fragen, wer wird der Sieger sein: 
Kultur oder Natur? 
Leider ist unser natürlicher Feind, der Mensch, oft sogar kulturell gebildet. Das sehen wir zum Beispiel aSlobodan Milošević oder Wladimir Putin. Bildung ist leider nicht die Lösung. Bei Herr Trump würde ich traurigerweise behaupten wollen, dass bei ihm Bildung sowieso keine Rolle spielt.
Bei mir in meinem Hinterhof, in dem ich nicht so viel Zeit verbracht habe, ist es ganz einfach: Das Hasenglöckchen möchte gerne meine Skulptur übernehmen und wenn ich wirklich nichts täte, würde man nachher überhaupt nichts mehr sehen. Sogar zwischen den Ritzen, der nicht sehr schönen Bodenplatten, drängen die Hasenglöckchen heraus. Und wenn man alles so geschehen ließe, wäre dieser Hof irgendwann kein Hof mehr, sondern ein Urwald. 
Und wenn wir uns unsere Machthaber anschauen, die natürlich, weil sie gar nicht arm sind, ein unglaubliches Spektrum an Bildung zu Hand oder Hirn haben, agieren sie scheinbar, oder offensichtlich, dennoch gesteuert von Hormonen, die da verlangen: Stärke und Dominanz zu vermitteln, denn hier ist das Alpha-Tier unterwegs. 
Daher würde ich auch hier sagen: die Natur* gewinnt!
Wenn es um umbautes Land geht, kann das ein Trost sein. 
Wenn es um unsere "Zivilisation" geht, ist es meine Erachtens, die Hölle.
 
Hasenglöckchenübernahme eingeschränkt

*Obwohl Mensch bekannter Weise Teil der Natur ist, (Hormone, Balz, Vermehrung) hatte man ja gehofft, dass der Verstand nicht so eine untergeordnete Rolle spielen würde...

Samstag, 17. Februar 2024

Die Wand

Ich habe gerade Betriebsferien und kann daher in meinem Haus renovieren. Eigentlich renoviere ich das kleine Klo, parterre. Aber beim Turborenovieren, letztes Jahr, blieb die Wand zwischen Ess- und Wohnzimmer eine Mangelwand, ihr fehlte an einigen Stellen Material.

 

Also Nebenprodukt einer Toilettensanierung, eine weiße Wand. Dass man auf Bohrlöcher einen besonderen Stolz entwickeln kann, sieht man an meinem Beispiel. Denn hat man einen unüblich kleinen Körper mit entsprechender Kraft, kann es schwierig sein, mit ausgestrecktem Arme Löcher in die Wand zu bekommen. Auf der obersten Leiterplattform stehend, kam ich dann aber doch besser dran als erwartet und in der Ziegelwand an gewünschten Stellen, verbarg sich kein tückischer Kiesel. Ha!!!


Diese Löcher halten jetzt eine meiner Galerieschienen. Das ist eine Aufforderung das Bild, welches ich begonnen habe, fertigzustellen und 
und
und
probezuhängen. 
Ich freue mich sehr über diese ungeduldige, perfekt weiße Wand.

Aber, alles geht halt nicht. Jetzt ist erst mal die Toilette dran. Die soll Galerie für allen möglichen hübschen Wandkrempel werden, den ich im Haus nicht unterbringen kann. Wenn alles gut geht, wird es in dieser Toilette soviel zu schauen geben, dass man gar nicht wieder raus kommen will. An sich bekomme ich ja keinen Besuch, den ich lieber auf der Toilette sitzen habe. Aber wenn das Leben dann einmal so eine Überraschung für mich hat, bin ich gewappnet.


Solange noch kein Bild da hängt, darf die Uhr ruhig die Stunden zählen. Kann schon sein, dass sie weichen muss.

Donnerstag, 8. Februar 2024

Armer Ritter

"Armer Bauer" auf Keramikteller, Steinzeug, engobiert mit Kupfer von Atelier unARTig


Den kennt, wer in meiner Zeit Kind war. Ich habe jetzt einen „armen Bauern“ draus gemacht. Vollkornbrot mit herrlich bruzzelig gebratenem Panchetta, das Ei mit Muskat und Salz im Brot, frische Tomaten und etwas Hartkäse, Pfeffer, Salz. Fertig. 
Der arme Bauer, was das ist, das wissen wir gar nicht. Wir sehen die teuren und schweren Traktoren und glauben der Bauer ist reich. Ist der Bauer reich, weil er einen dicken Traktor hat? Oder ist der Bauer arm weil er einen dicken Traktor haben muss? 
Auf jeden Fall ist das Gericht „ armer Bauer“ nicht ganz ohne Luxus. 
(Aber vielleicht wurde das Schwein auch notgeschlachtet…. und der gute Speck ist ein sehr endliches Vergnügen. Wer weiß es schon.)

 
Wenn Politik immer nur nach den eigenen Wünschen und Vorteile gehandhabt werden sollten, dann sollten die Traktorenproteste für mich ruhig weitergehen. Denn ich hatte folgende Vorteile:
Weil die Bauern mit ihren Traktoren hier alles blockierten, war ich, weil ich nicht arbeiten konnte, für jemanden der mich brauchte, erreichbar. Weil die Bauern fast alle Zufahrten zur Autobahn blockiert hatten, konnte ich so glatt wie seit Ewigkeiten nicht mehr, in drei-einviertel Stunden, die Strecke zwischen Bremen und Brühl hinter mich bringen.
Überzeugt das jetzt alle anderen? Nein!
Und deswegen gilt in einer Demokratie, dass man Lösungen findet, die sich irgendwie in der Mitte bewegen. In der Mitte von allen. Oder?



Schwierig?

Ja!!!