Mittwoch, 21. Mai 2025

Weisheit

 
Ich habe hier eine sehr hübschen Mitbewohnerin, von der ich mir gar nicht sicher war, ob sie den Winter überlebt hatte. Denn vor dem war sie bei mir eingezogen. Doch dann hatte ich sie eine ganze Weile gar nicht gesehen.   
Sie war im Topf meines Granatapfels untergekommen und hat sich da wahrscheinlich verbuddelt.

 

Irgendwann wurde sie scheinbar hungrig und kam aus ihrem Versteck. Die Freude war groß. Das Gartenjahr hatte begonnen, also dachte ich, ich entlasse sie in die Freiheit. Aber schwupps war sie wieder weg und ich konnte sie partout nicht finden. Als ich mal auf die Idee kam Nudeln zu kochen, klebte sie im Durchschlag. Doch kaum da sie sich in meiner Spüle gesättigt hatte, war sie auch schon wieder futsch. 

Im Moment habe ich sie im Auge. Soll ich sie nun auswildern, oder lass ich’s lieber bleiben?


Im Frühjahr ist mir etwas mit Altersweisheit passiert. Nein es war ja gar nicht Weisheit, es war vielleicht nur Alter mit dem Nebeneffekt von Selbstgerechtig- keit. Die entwickelt sich übrigens sehr viel leichter von selbst, als Weisheit. Wird allerdings seitens des Users gerne damit verwechselt. Und deswegen habe ich mir darüber so meine Gedanken gemacht. 

Man könnte ja glauben, dass man im Alter weise wird. Und dass sich das von ganz allein, durch die Anhäufung von Jahren einstellt. Ohne weiteres dazutun. Das glauben gerne gerade die, die jetzt „alt“ sind obwohl sie gleichzeitig glauben, dass man heutzutage mit 60 so jung ist, wie früher mit 40. 

Vielleicht schauen wir mal, wie Weisheit definiert wird. Man muss nicht überrascht sein, dass man auch auf diesem Gebiet Experten findet. 

 

 

 

Psychologen am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung haben die Begrifflichkeit von Weisheit so in Worte gefasst: 

Expertenwissen in Bezug auf die fundamentalen Tatsachen des menschlichen Lebens. 

Weisheit ist in tief gehender und anhaltender Selbstreflektion verwurzelt.

 

Oh das gefällt mir gut.

Aber man kann schon gleich erkennen, das passiert nicht einfach durch viele Jahre. Man kann durchaus alt werden und dumm geblieben sein. Und das ist auch gar nicht weiter schlimm. Jeder was er kann, würde ich sagen.

Dumm ist nur, wenn man dennoch annimmt, man sei klug. Andererseits ist das genau das, was dummen Menschen besonders leicht passiert. Daran ist aber, so scheint mir, auch nichts zu ändern. 

Darum wende ich mich gerne lösbaren Dingen zu.



Hier ist mein Schneckchen, mein Gast, an dem engobierten Steinzeugtopf, in dem meine zwei, mittlerweile 36jährigen Granatapfelbäume gedeihen.

Ich glaube, ich behalte es noch ein bisschen im Haus. Es ist zu trocken draußen. 
Und wenn Regen kommt, was wird das für einer? 
Ein Heftiger, der alles, was man da nicht haben will in den Keller spült? 
Oder ein Sprüh, der alles leicht einfeuchtet? 
Nach dem wildere ich mein Schneckchen aus!

P.S.: Dumm kann natürlich jeder sein, das hat überhaupt nichts mit dem Bildungstand zu tun